Web3 Narrative 2024

News, 23.05.2024

Web3 reift von einem technologiezentrierten Cluster von einzelnen Applikationen zu einem integrierten und anwendungsorientierten Ökosystem.  

Welche Narrative werden das Web3 in diesem Jahr prägen? Fragt man unsere Web3-Expert*innen aus der Fokusgruppe Immersive Experiences, Achim Hepp (Lableiter), Tobias Flosdorf (stv. Lableiter), Klaus Streller (Experte) und Lea Horn (stv. Vorsitz), dann wird es in diesem Jahr weniger um Technologie gehen als zuletzt. Stattdessen stehen konkrete Anwendungen im Vordergrund. Aus Web3- „Projekten” werden ernst zu nehmende Technologieunternehmen und integrierte Infrastrukturen. 

Dahinter steht die These, dass Web3 mehr ist als ein technologischer Wandel. Vielmehr handelt es sich um einen gesellschaftlichen Wandel, der die Art und Weise, wie wir online interagieren, Transaktionen durchführen und vertrauen, neu definiert. Web3 bezeichnet daher auch ein neues Paradigma für Anwendungen, die auf dezentralen Netzwerken basieren, insbesondere auf der Blockchain-Technologie. Dieser Ansatz steht für den Übergang von den zentralisierten Modellen des Web2, bei denen Daten und die Kontrolle darüber in den Händen einiger weniger großer Unternehmen konzentriert sind, zu einer digitalen Gesellschaft, die weitgehend von den Nutzer*innen gestaltet, kontrolliert und verantwortet wird. 

Diese drei Narrative haben unsere Expert*innen in diesem Kontext im Blick:

  1. KI, AR, VR, XR, Blockchain: Neue Technologien werden verstärkt zusammengelegt, um einen lösungszentrierten Ansatz zu erfüllen.

Im Jahr 2024 und darüber hinaus wird die Integration verschiedener Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR), Mixed Reality (MR) und Blockchain zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Fokus verlagert sich von isolierten Technologien hin zu ihren Synergien und dem Potenzial, durch ihre Kombination Herausforderungen auf neue und effiziente Weise angegangen werden. Beispielsweise kann die Blockchain-Technologie in Verbindung mit KI dazu beitragen, die Sicherheit und Transparenz in verschiedenen Anwendungen zu verbessern, von der Authentifizierung von Identitäten bis hin zur Rückverfolgbarkeit von Lieferketten. AR und VR in Kombination können dazu beitragen, die Nutzererfahrung zu vertiefen und realistischere und interaktivere Umgebungen zu schaffen. 

  1. Die Erschließung neuer Einnahmequellen und das Aufbrechen traditioneller Geschäftsmodelle als Maßstab für Innovation.

Web3-Technologien wie Blockchain und Smart Contracts bieten mit Dezentralisierung und autonomer Vertragsabwicklung spannende Ansätze, mit denen neue Marktstrukturen geschaffen werden können, in denen Intermediäre reduziert und Transaktionen sicherer und transparenter werden. Gleichzeitig werden Prozessabläufe durch Smart Contracts stärker automatisiert und erleichtern vertrauenswürdige Transaktionen ohne zentrale Autorität. Besonders in Bereichen wie Finanzen oder Supply Chain Management entstehen so neue Wege, wie Geschäftsmodelle gedacht werden können und müssen.  

Und auch in der Digitalbranche setzt Web3 an, um lange diskutierte Herausforderungen der Branche zu adressieren: Blockchain kann beispielsweise dazu genutzt werden, die Authentizität von digitalen Inhalten zu zertifizieren und Urheberrechte sicher zu verwalten, was insbesondere im Kampf gegen Piraterie und unlizenzierte Nutzung wertvoll ist. Smart Contracts bieten neue Möglichkeiten für automatisierte, leistungsabhängige Werbeverträge, die die Effizienz erhöhen und die Transparenz zwischen Werbetreibenden und Medienplattformen verbessern. Diese Technologien unterstützen nicht nur die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, sondern fördern auch eine transparentere und gerechtere Wertschöpfung in der gesamten Branche. 

  1. Vertrauen durch Transparenz wird zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal für Geschäfts- und Kundenbeziehungen.

Kundenbindungsprogramme, meist kurz unter dem Schlagwort Loyalty zusammengefasst, haben sich in den letzten 12 Monaten zu einem stark wachsenden Bereich im Web3 entwickelt. Durch die Tokenisierung von Punkten/Meilen/etc. können bestehende Kund*innen aktiver und direkter eingebunden und gleichzeitig zusätzliche Einnahmequellen für Unternehmen generiert werden. Eine ähnliche Bindung schafft der Trend Phygitals, bei dem durch die Verknüpfung von realen Gegenständen wie Schuhen und T-Shirts mit einem entsprechenden NFT eine Community rund um eine Marke aufgebaut wird, die sich ebenfalls durch eine hohe Loyalität auszeichnet.   

Und auch im Verwalten von Geschäftsbeziehungen werden Potenziale deutlich, beispielsweise dort, wo von Transparenz im Zusammenhang mit dezentraler Datennutzung profitiert werden kann. Innovative Ansätze wie Federated Learning, bei dem Daten dort bleiben, wo sie erzeugt wurden, anstatt an einen zentralen Ort übertragen zu werden, sowie souveränes Data Sharing bieten somit im Rahmen von Web3 die Möglichkeit, sowohl die Datensicherheit als auch das Vertrauen in digitale Geschäftsprozesse zu stärken. Sie erlauben es Unternehmen, die Vorteile der Datenökonomie zu nutzen, während sie gleichzeitig ein hohes Maß an Datenschutz und Datensouveränität sicherstellen. 

Fazit 

Zusammenfassend könnte 2024 das Jahr sein, in dem sich das Web3 von seinen noch jungen, technologieorientierten Wurzeln zu einem stärker integrierten und anwendungsorientierten Ökosystem entwickelt. Für die Unternehmen der digitalen Wirtschaft wird es für ihren Erfolg entscheidend sein, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten und zu verstehen, wie sie diese für Wachstum und Innovation in Bezug auf Geschäftsmodelle und Kundenbeziehungen, aber auch für die Gestaltung und Optimierung von Prozessen nutzen können. 

Einen ersten Stand, wie die Web3-Readiness der deutsche Digitalwirtschaft zu bewerten ist, zeigt der im Februar 2024 veröffentlichte Web3-Readiness Report des BVDW. Die Umfrage unter mehr als 1.000 privatwirtschaftlichen Entscheidern sowie Unternehmer*innen der BVDW-Mitgliedsunternehmen unterstrich, dass insgesamt noch großer Aufholbedarf besteht. Das Konzept hinter Web3 mit auf der Blockchain basierenden dezentralen Anwendungen kennen nur 14 % aller Befragten. Hingegen bejahen knapp 45 % der BVDW-Mitglieder, bereits damit vertraut zu sein. Während das Wissen um Web3 und seine Implikationen gesamtheitlich gesehen also noch ausbaufähig ist, bestätigt aber die Einschätzung der befragten Entscheider*innen das große Potenzial der neuen Technologien und den damit verbundenen Applikationen.  

Autor*innen

  • Achim Hepp
    Head of Marketing, B1T5.IO, Lableiter Lab Web3
     
  • Tobias Flosdorf
    Client Service Director, Mutabor, stv. Lableiter Lab Web3
     
  • Lea Horn
    Principal Consultant, Arvato Systems, stv.
    Vorsitzende der Fokusgruppe Immersive Experiences 

Kontakt

Katharina Jäger
Leiterin Innovation & Technology
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